UPDATE: Ich habe auf http://libre.cofares.net/ einen Artikel gefunden, der 9 wirklich ernstzunehmende Gründe auflistet, Google+ zu benutzen.
Mashable hat eine wohl nicht ganz ernstgemeinte Liste erstellt, weswegen man von Facebook auf Google+ wechselt. Die Liste liest sich recht nett und an manchen Stellen etwas lächerlich, aber man sollte diese Liste ernstnehmen, weil es doch um grundlegende Schwächen geht.
Wo ich die eigentlich Probleme von Facebook sehe möchte ich ein klein wenig skizzieren.
Dabei sind nicht etwa die Schwächen von Facebook gemeint, sondern vielmehr die der User.
Wenn User etwa andauernd irgendwo einchecken oder "vaguebooking" betreiben, dann ist das einfach unglaublich lästig. Dabei sind die Dinge einfacher, als man denkt. Auf Facebook spielt sich alles in einem ähnlichen Umfeld wie das echte Leben ab. Auf den ersten Blick will man das zwar nicht so hinnehmen, aber im Grunde ist es nicht wirklich anders.
Wie ich echten Leben gibt es Freunde, die es zu verwalten gilt, Plattformen, um neue zu finden, und Entscheidungen, weswegen man mit jemandem nicht mehr so stark verkehren will wie früher. Es gibt nachwievor Leute, die der Meinung sind, dass man sich im Internet total anders verhält als im echten Leben.
Wenn ich meinen Rechner an ein Netzwerk stecke, sehe ich zu, dass die Dienste sicher sind und nur die nötigsten Dienste von außen erreichbar sind. Wenn ich ein Haus baue, lasse ich genauso Fenster, Vorhänge und Türschlösser installieren.
Wenn sich in meinem Leben etwas Aufregendes tut, werde ich ich nicht auf dem Marktplatz stellen und allen Menschen verkünden, was sich bei mir in meinem privaten Umfeld tut. Genau dieses Verhalten ist auch für Facebook empfehlenswert. Nur, was tun, wenn die Maschine nicht mitspielt?
Mit Facebook geht es seit Wochen bergab. Die Nutzerinnen und Nutzer werden ständig unzufriedener, und auch die Justiz und die Politik sind bereits seit längerem bei allem wachsam, was mit dieser Firma zu tun hat. Wie hat es Tocotronic bereits gesagt? Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit. Zuckerberg hat damals bei der Einführung Großartiges vollbracht. Urplötzlich war es möglich, mit seinen Freunden kinderleicht in Kontakt zu bleiben – über Grenzen hinweg und ohne ein zusätzliches Programm zu benötigen.
Mit Facebook hat sich die Art der Nutzung des Internets ähnlich grundlegend verändert wie Google – obwohl die Revolution durch Google wohl eher eine langsame durchdringende Evolution war. Facebook hat den Globus vergleichsweise im Sturm eingenommen. Wir gehen heute mit dem Internet grundlegend anders um. Mittlerweile sind wir es gewöhnt, Kurznachrichten über das Internet zu senden, anstatt auf Tools wie ein Mailprogramm oder inen Instant Messenger zurückzugreifen. Das Netz wurde nicht mehr vom Inhalt bestimmt, sondern vom Benutzer.
Leider schlägt Facebook seit einiger Zeit einen Weg ein, den ich nicht mitgehen würde. Facebook strebt genau wie andere gewinnorientierte Unternehmen nach schwarzen Zahlen – und um diese zu Erreichen, gehen sie über Leichen. Nein, keine echten Leichen, man tötet dort niemanden.
Und dennoch beschleicht mich nicht erst seit dem Börsengang der Verdacht, dass gegen die Menschen gehandelt wird – gegen das Hauptkapital, gegen die User. Facebook muss jetzt sehen, wo sie bleiben – und vor allem, wo sie ihr Geld herbekommen, um die Aktionäre nicht zu verschrecken und den Wert der Aktie rechtfertigen zu können. Meiner Ansicht nach hat sich der Verfall von Facebook seit dem Börsengang nur noch beschleunigt. Es werden eigentlich keine technische Innovationen mehr eingebaut. Wo ist die Zeit geblieben, als Facebook hiphop-php entwickelte und der Entwicklergemeinde quelloffen zur Verfügung stellte?
Stattdessen werden Interaktionsmöglichkeiten immer mehr und mehr so umgestellt, dass der/die BenutzerIn bald einmal im Sinne von Facebook handeln muss. Beispielhaft möchte ich einige Beispiele aufzählen:
- Mittlerweile völlig verwirrende Sicherheitseinstellungen: DIe Privatsphäreneinstellungen waren vor zwei Jahren noch klar strukturiert und verständlich. So konnte man auch jedem Freund schnell die richtigen Einstellungen durchgeben, falls man beispielsweise feststellt, dass dieser nicht nur den Freunden mitteilt, wie der letzte Stuhlgang so war. Mittlerweile ist das anders. Die Privatsphäreneinstellungen sind beinahe völlig undurchsichtig geworden und (zumindest wars das letzte Mal so) teilweise sogar in einer negativen Form gehalten. Ein Nutzer, der bei Facebook nichts schreibt ist offensichtlich genausowenig wert wie ein Benutzer, der sein Profil völlig abgedichtet hat. Ich finde das verwerflich.
- Apps blockieren: Vor einiger Zeit war es noch kinderleicht, Apps zu blockieren. Nach einer Blockade werden weder Nachrichten eines Freundes noch Aufforderungen, diese App zu nutzen angezeigt. der Benutzer ist quasi von der App isoliert. Betrachtet man diese durchaus nützliche Funktion in Hinsicht auf die unzähligen Spiele, ist diese Funktion eigentlich auch für Facebook selber nützlich. Ein User, der von seinen Freunden nur mit irgendwelchen App Requests bombardiert wird, wird weniger aktiv sein, als ein User, der zwischen dem ganzen Müll die wirklichen Inhalte sehen kann. Die Blockadefunktion ist aber derart versteckt, dass ich selbst auch jedes Mal wieder nachsehen muss, wo ich das tun muss. Früher wars ein Mausklick.
- Bezahlte Statusmeldungen: Die neueste Schnapsidee zeigt mir die Verzweiflung, die sich in den Breiten von Facebook manifestiert. Ich will meinen Feed so gestalten, wie ich es für richtig halte. dazu gehört auch die Kontrolle über meinen Feed. Dummerweise bringt es natürlich weniger Geld für Facebook, wenn ich mich nur für die Statusmeldungen meiner Freunde interessiere.0
Das alles sind Aspekte, die früher oder später auch Google+ oder jedes andere soziale Netzwerk korrumpieren können. Google+ ist meiner Meinung nach etwas resistenter was die Verzweiflung beim Geldbeschaffen betrifft, aber im Grunde ist die Entwicklung jetzt noch nicht wirklich absehbar. Wären nicht so viele Freunde noch bei Facebook aktiv, hätte ich mich schon längst abgemeldet. Dummerweise bleibt mein Profil auch danach bei Facebook noch gespeichert.
"Dumme" Benutzer gibt es bei Google+ genauso. Ich vertrete allerdings die Ansicht, dass man sich doch zu einem gewissen Teil vom Netzwerk beeinflussen lässt. Das Netzwerk "lehrt" den User, wie es behandelt werden will. Oder einfach ausgedrückt: Jedes Netz hat die User, die es verdient.
Letzter Senf