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Make Networks Social again!

  • 22. Januar 2018

Hand aufs Herz – wie geht es dir, wenn du dich durch Facebook klickst?

Ich spreche jetzt einmal für mich: Für mich war Facebook in den letzten Monaten nur noch ein einziges Kopfschütteln. Belangloses wird unterbrochen von Werbung, bezahlten Einschaltungen, "Empfehlungen" und garniert wird das ganze mit Hetze und Schlagzeilen von irgendwelchen Clickbait-Seiten. Selten finde ich ein interessantes Posting. Also, was mache ich dann noch in Facebook?

"Es gibt immer wieder interessante Neuigkeiten"

Ja, das stimmt. Aber Neuigkeiten werden außerhalb von Facebook entdeckt. Klassische Nachrichten bringen ebenfalls Neuigkeiten, Neuigkeiten im digitalen Bereich kommen zuerst auf 4chan und Reddit und der Rest ist dann einzuordnen unter Werbung. Es wird 

"Wegen meinen Freunden bleib ich auf Facebook"

Zugegeben, das hat mich auch auf Facebook gehalten. Allerdings frage ich mich, ob wir durch Facebook, Twitter, LinkedIn, Instagram, usw. noch das Gefühl für "Freundschaft" haben? Wir haben die Telefonnummern unserer Freunde und von unserer Familie. Wir haben eventuell auch die Emailadresse. Was nützt uns letztendlich der Facebook-User? Wir wissen nicht, ob und wann die User Facebook checken. Und warum sollte jemand, den ich flüchtig von der Arbeit kenne, die gleichen Statusupdates von mir sehen, wie mein Bruder? Sicher, es gibt Listen, aber ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen – vor alle die sogenannten Digital Natives – diese Feature nicht nutzen. Google hätte es mit Google+ vorgemacht, wie das Usermanagement gehen müsste.

Irgendwann wird dann Facebook zur primären Plattform zur Kommunikation werden. Der Messenger, WhatsApp, Instagram, Facebook. Alles zusammen ein geschlossenes Ökosystem.

"Die Kommunikation ist sehr einfach, auch mit Firmen"

Es ist wahnsinnig einfach, auf den User zu klicken und eine private Nachricht zu senden. Das Problem dabei ist: Die Kommunikation geht anschließend völlig intransparent über Facebook. Sicher, der Empfänger bekommt die Nachricht. Aber damit hat ein schleichender Prozess begonnen: Facebook ist somit der primäre Kommunikationskanal geworden. Man muss über Facebook kommunizieren. Oder man möchte nur noch über Facebook kommunizieren. Wie geht man dann mit den Menschen um, die weder WhatsApp noch Facebook verwenden?

Dem Lock-In-Effekt entkommen

Es gibt viele Gründe, um Facebook in die Tonne zu treten. Die meisten davon sind technischer oder ideologischer Natur.

Um sich dafür oder dagegen zu entscheiden, stell dir selbst kritische Fragen zu deiner Facebook-Nutzung: Wie viele interessante Dinge siehst du während einer "Sitzung"? Erkennst du den Unterschied zwischen Werbung, bezahltem Post, Nachricht einer Facebook-Seite und einer echten Nachricht von einem "Freund"? Wie schnell akzeptierst du Freundschaftsanfragen? Wie fühlst du dich nach einer "Sitzung"? Wie bewusst rufst du die Seite auf? Holst du aus Langeweile das Handy heraus, obwohl du gerade vor 5 Minuten auf Facebook warst?

Facebook ist eine Krake. Sie nistet sich in jedem Aspekt deines Online-Lebens ein und ersetzt allmählich deine Freunde durch Facebook-Freunde, deine Kommunikation durch Facebook-Kommunikation und deinen Speicher durch den Facebook-Speicher. Kann man sich die Daten wieder ansehen? Sicher, mit der entsprechenden Facebook-Software geht alles. Deine Daten sind dann schon längst nicht mehr deine Daten. Das ist der sogenannte Lock-In-Effekt. 

Die rote Pille oder die blaue Pille?

Wer den Film Matrix gesehen hat, weiß schon, was jetzt kommt:

"Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus. Du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland, und ich führe Dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus." — Morpheus

Warum ist das zu diesem Thema passend? Das Ökosystem außerhalb von Facebook ist nicht so benutzerfreundlich. Es erfordert einiges an Handarbeit, sich einen Platz außerhalb zu suchen (und zu finden). Aber es lohnt sich. Letztendlich bekommt man ein Stück Freiheit wieder retour und erkennt auch, dass man selbst Herr über die eigene Existenz ist. Aber: Wie Morpheus kann ich niemanden dazu zwingen. Ich kann letztendlich nur den Weg zeigen.

Ich möchte hier Erfahrungen mitteilen, Tools und auch Beobachtungen, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Vielleicht schaffe ich es auch, ein paar Hintergründe näher zu betrachten, um zu zeigen, warum manche Dinge so sind, wie sie sind.

ICH bin der Herr meiner Daten. MIR gehören meine Bilder. NIEMAND SONST schneidet meine Kommunikation mit. Wir haben alle Smartphones mit unglaublich genialen Möglichkeiten. Das verrückte daran ist, dass wir diese Möglichkeiten mit Facebook gleich wegwerfen. ICH will der Filterblase entkommen. Und ich will entschlossen gegen Fake News auftreten können, wo auch immer sie auftreten. Emanzipation ist schwierig, aber machbar.